Mittwoch, 14. April 2010

Krisen Krönung

Dienstag der 13.04.10. Aikidotraining in Ketschendorf. Wir spielen ein Aufwärmspiel, bei dem es darum geht, sich gegenseitig die am Oberkörper befestigten Wäscheklammern weg zu reissen. Ich schaffe es dem Meister eine Klammer abzunehmen, woraufhin er mir im Gegenangriff 2 Stück mit einer Bewegung vom Kittel zerrt. Ich versuche zu kontern. Meine rechte Hand schnellt vor, doch an stelle der Klammer, trifft sie auf seinen Handballen. Ein kaum wahrnehmbares knackendes Geräusch mischt sich, für einen kurzen Augenblick, unter die Hallenluft, gefolgt von meinem Aufschrei. Das Spiel bricht ab. Ich setz mich auf die lange Holzbank. Die Anderen versammeln sich um mich und schweigen besorgt. Das Zittern meiner Finger ist die einzige Bewegung im Raum. Der Schmerz ist ertragbar jedoch kann ich meinen kleinen Finger nicht bewegen. Deshalb bringt mich unser Meister in das Krankenhaus, wo meine Hand auch bald von einer Krankenschwester geröngt wird. Dann betritt die Ärztin den Raum und teilt mir den Befund mit: Bruch des Mittelhandknochens. Diagonale Bruchstelle im Handballen, vor dem kleinen Finger. Ein Gips müsse her und eine baldige OP wäre angebracht. Ich frage die Ärztin, ob ich nicht mit den restlichen vier Fingern den Tischtennisschläger halten könne? Ich müsste dazu den kleinen Finger ja nicht benutzen. Die Ärztin lacht mich aus. Würde ich mit vier Fingern eine Faust bilden, so würde ich den kleinen Finger gar nicht, nicht belasten können. Selbst wenn ich dies krampfhaft versuchen würde, wäre dies nicht möglich. Hinzu kämen noch intuitive Reizreaktionen, die nicht einfach so abstellbar seien.
Ich will es nicht glauben.
Ich komme in den nächsten Raum und werde gebeten auf einem Hocker Platz zu nehmen, während ein Arzt den Gips vorbereitet. Nun muss ich meinen Ellbogen auf einen in Folie gepackten kleinen Tisch abstützen. Meine Fingerspitzen sind ausgestreckt, sie liegen genau auf der Verlängerung des Unterarmes. Diese Haltung wäre für den Gips jedoch ungeeignet, meint der Arzt. Er drückt also meinen kleinen Finger, mitsamt Ring - und Mittelfinger nach unten. Ich schreie auf und drücke dagegen, was ich aber nicht tuen solle, so der Arzt. Ich habe also keine Wahl. Der Arzt drückt weiter und ich schreie weiter. Ein - zwei salzige Tropfen vermischen sich mit dem Gipswasser unter meinem Ellbogen. Mein Gejammer hört nicht auf. Draußen vor der Gangtür liegt eine komatoös wirkende Frau auf einer Trage. Spätestens jetzt musste diese wach sein. Meine Finger stehen nun fast rechtwinklig zum Handballen und mit der Zeit lässt der Schmerz nach. Nachdem mir der Arzt also zum zweiten mal den Finger gebrochen hat, bringt er den Gipsverband an. Er ist dabei den kleinen Finger, den Ringfinger und den Mittelfinger zu einem Gesamtpacket zu umwickeln, als ich ihn frage, warum diese zwei Finger mit eingegipst werden müssten. (Wie sollte ich so meinen Tischtennisschläger halten können?) Er antwortet irgendetwas mit "Stabilität". Und wieder muss ich mich dem Schicksal fügen. Mit jeder neuen Umwicklung schwinden meine Hoffnungen, am Freitag doch noch gegen Scherneck II, gegen den Abstieg, mitspielen zu können. In Gedanken frage ich mich warum der Arzt nicht gleich meinen Schläger mit an die Hand eingipst. Er könnte mich so zum Androiden machen.
Selbstmitleid oder Galgenhumor? Das ist hier die Frage. Also halt ich mich an mittelmäßigen Pointen fest. Doch die später vorbeikommende Ärztin verzieht keine Miene, als ich sie zum Armdrücken herausforder.
Es ist 23.20h als ich das Krankenhaus verlasse und mich auf den Heimweg mache. Daheim öffne ich meine Martiniflasche und tippe diesen Bericht im 5-Finger-Schreibsystem in den Block. Glorreiche Krisen Krönung.

2 Kommentare:

  1. Wunderschöner Bericht...
    Da musstest du aber viel aushalten :'( Armer kleiner Kerl... :D
    Aber ich bin auch für Schläger eingipsen! ;)
    Wobei ich nicht ganz zufrieden bin mit dem Ende!! ;)
    Nee quatsch, haste gut gemacht. :)

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  2. Lass die Finger von der Wäscheklammer! Erhol dich gut und bald können wir uns wieder duellieren...

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